Linux
Linux ist ein Betriebssystem, das ursprünglich von Linus Torvalds als Neugier- pPojekt begonnen wurde, aber dann ein Eigenleben annahm – inzwischen arbei- ten Hunderte von Entwicklern (nicht nur Studenten und Hobby-Programmierer, sondern auch Profis von Firmen wie IBM, Red Hat oder Oracle) an seiner Weiterentwicklung.
Linux wurde inspiriert von Unix, einem in den 1970er Jahren bei den AT&T Bell Laboratories entwickelten Betriebssystem für »kleine« Computer (siehe oben für die Bedeutung von »klein« in diesem Kontext), das sich schnell zum bevorzugten System für Wissenschaft und Technik entwickelte. Linux verwendet in sehr weiten Teilen dieselben Konzepte und Grundideen wie Unix, und für Unix geschriebene Software ist leicht auf Linux zum Laufen zu bringen, aber Linux selbst enthält keinen Unix-Code, ist also ein unabhängiges Projekt.
Im Gegensatz zu Windows und OS X steht hinter Linux keine einzelne Firma, deren wirtschaftlicher Erfolg vom Erfolg von Linux abhängt. Linux ist »frei verfügbar« und kann von jedem benutzt werden – auch kommerziell –, der die Spielregeln einhält. Dies zusammen mit dem Umstand, dass Linux inzwischen nicht nur auf PCs läuft, sondern in im Wesentlichen identischer Form vom Telefon (das populärste Betriebssystem für Smartphones, Android, ist ein Ableger von Linux) bis zum größten Großrechner.
Strenggenommen ist »Linux« nur der Betriebssystem-Kern, also das Programm, das sich um die Ressourcenverteilung an Anwendungsprogramme und Dienstprogramme kümmert. Da ein Betriebssystem ohne Anwendungsprogramme aber nicht besonders nützlich ist, installiert man meist eine Linux-Distribution, also ein Paket aus dem eigentlichen »Linux« nebst einer Auswahl von Anwendungs- und Dienstprogrammen, Dokumentation und anderen Nützlichkeiten. Das Schöne ist, dass die meisten Linux-Distributionen wie Linux selbst »frei verfügbar« und damit kostenlos oder sehr preisgünstig zu haben sind.
Linuxentstehung
Im Sommer 1991 studierte Linus Torvalds, damals 21 Jahre alt, Informatik an der Technischen Universität von Helsinki (Finnland). Er hatte damals einen neuen 386-PC, den er ausprobieren wollte, und amüsierte sich damit, einen Terminal- Emulator zu schreiben, der ohne Betriebssystem auf der rohen Hardware lief und mit dem er auf den Unix-Rechner an der Universität zugreifen konnte. Aus diesem Programm wurde schließlich der erste Linux-Betriebssystemkern. B Unix hatte zu diesem Zeitpunkt schon gut 20 Jahre auf dem Buckel, aber war das Betriebssystem der Wahl an Universitäten und überall da, wo Forschung und Entwicklung betrieben wurde – die technisch-wissenschaftlichen »Workstations« der damaligen Zeit liefen praktisch alle mit verschiedenen Unix-Versionen.
Unix selbst hatte – fast wie Linux – als »Hobbyprojekt« von Ken Thompson und Dennis Ritchie bei den Bell Laboratories, dem Forschungsinstitut des US-Telekommunikationsgiganten AT&T, angefangen. Es mauserte sich schnell zu einem sehr nützlichen System, und da es zum größten Teil in einer höheren Programmiersprache (C) geschrieben war, konnte es relativ schnell von der ursprünglichen PDP-11 auf andere Rechnerplattformen portiert werden. Außerdem durfte AT&T in den 1970er Jahren keine Software verkaufen, so dass Unix ohne Support zu Selbstkosten »verschenkt« wurde – und da das System klein und übersichtlich war, wurde es zur beliebten Fallstudie in den Betriebssystem-Seminaren der meisten Universitäten. B Ende der 1970er portierten Studenten der University of California in Berkeley Unix auf die VAX, die Nachfolgeplattform der PDP-11, und bauten dabei verschiedene Verbesserungen ein, die als »BSD« (kurz für Berkeley Software Distribution) in Umlauf kamen. Diverse Ableger von BSD sind auch heute noch aktuell.
Zur Entwicklung der ersten Linux-Versionen benutzte Linus »Minix«, ein Unix-artiges Betriebssystem, das Andrew S. Tanenbaum an der Universität Amsterdam für Unterrichtszwecke geschrieben hatte. Minix war ziemlich simpel gehalten und außerdem nicht frei verfügbar, stellte also kein vollwertiges Betriebssystem dar. Am 25. August 1991 kündigte Linus sein Projekt öffentlich an und lud den Rest der Welt zur Mithilfe ein. Zu diesem Zeitpunkt funktionierte das System als al- ternativer Betriebssystemkern für Minix.
Einen richtigen Namen hatte das System damals noch nicht. Linus nannte es »Freax« (aus »Freak« und »Unix«); er hatte am Anfang kurz über »Linux« als Name nachgedacht, die Idee aber dann als zu selbstverliebt abgelehnt. Als Linus’ System auf den FTP-Server der Universität hochgeladen wurde, benannte Linus’ Kollege Ari Lemmke, dem der Name »Freax« nicht gefiel, es in eigener Regie in »Linux« um. Linus stimmte der Änderung später zu. Linux stieß auf beträchtliches Interesse und viele Freiwillige entschlossen sich zur Mitarbeit. Im Dezember 1992 erschien Linux 0.99, die erste Version unter der GPL (Abschnitt 2.2.3) und durchaus ein ausgewachsenes Betriebssystem mit vollständiger (wenn auch simpler) Unix-Funktionalität.
Linux 2.0 kam Anfang 1996 heraus und führte einige wichtige Neuerungen ein, etwa die Unterstützung von Mehrprozessor-Rechnern und die Möglichkeit, Module dynamisch zur Laufzeit in den Linux-Kern zu laden – ein bedeutender Schritt hin zu benutzerfreundlichen Linux-Distributionen.
Ebenfalls neu in Linux 2.0 war »Tux«, der Pinguin, als offizielles Linux-Maskottchen. Linus Torvalds war in Australien von einem Pinguin angefallen worden, was ihn sehr beeindruckt hatte. Der sitzende Pinguin mit den gel- ben Füßen wurde von Larry Ewing gezeichnet und der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt.
Mit Linux 2.6 wurde Anfang 2004 der Entwicklungsprozess neu organisiert. Entwicklungsprozess Galten vorher Versionsnummern mit ungerader zweiter Stelle (etwa »2.3«) als Entwickler-Versionen und solche mit gerader zweiter Stelle (zum Beispiel »2.0«) als stabile Versionen für Endbenutzer, beschlossen die Linux-Entwickler, die Entwickler- und die stabilen Versionen künftig nicht mehr so stark divergieren zu lassen. Ab Linux 2.6 gab es keine separate Entwicklungslinie mehr, sondern Neuerungen fließen jeweils in die nächste Version ein und werden vor deren offizieller Freigabe möglichst ausgiebig getestet. Das Projekt »Linux« ist auch heute nicht abgeschlossen. Linux wird ständig aktualisiert und erweitert, und zwar von Hunderten von Programmierern auf der ganzen Welt, denen inzwischen mehrere Millionen zufriedene private und kommerzielle Anwender gegenüberstehen.
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